Bewegung (3): Das süße Gift der Bequemlichkeit – Bewegungsmuffel sind länger krank und sterben früher

Vielleicht hätten Menschen wie Sebastian Frankenberger statt ihres erfolgreichen Volksbegehrens für ein Rauchverbot in Gaststätten besser erst einmal ein Volksbegehren für mehr Bewegung initiieren sollen. Denn Sitzen ist gefährlicher für die menschliche Gesundheit als Rauchen. An den Folgen des Rauchens sterben in Europa jedes Jahr 750.000 Menschen, an  Bewegungsmangel jedoch 1,2 Millionen. Diese Zahlen nennt Dr. Ingo Froböse, Professor für Prävention und Rehabilitation an der Deutschen Sporthochschule in Köln. 

Frankenberger hat aber keine Kampagne für mehr Bewegung betrieben, sondern für ein Rauchverbot. Und auf jeder Zigarettenschachtel steht auch „Rauchen gefährdet die Gesundheit“. Dagegen startet niemand Kampagnen für ein Sitzverbot und auf keinem Stuhl ist zu lesen: „Sitzen macht krank und lässt Sie früher sterben“. Dabei sind es doch annährend doppelt so viele Menschen, denen zu viel Sitzen die Gesundheit raubt und bei denen es das Ableben beschleunigt, als diejenigen, die unter den Folgen des Rauchens leiden. Wer im Übrigen sitzend raucht, begeht angesichts dieser Zahlen regelrecht Harakiri und kann getrost als Selbstmörder bezeichnet werden.

Bewegung 3: Bewegungsmangel ist selbstgemacht und keine Zivilisationskrankheit

Bewegungsmangel verkürzt nicht nur das Leben, sondern schränkt auch die Lebensqualität ein.  Es treten Stoffwechselstörungen auf, die zu Übergewicht und organischen Schäden führen. Ein erhöhter Medikamenteneinsatz ist oft die Folge. Dann bedeutet eine gestiegene Lebenserwartung eher die Verlängerung von Lebensleid.

 

Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, „der Wunderarzt der Bundesliga“ (FOCUS) mahnt: „Wir müssen umdenken. Tägliche Bewegung sollte genauso selbstverständlich sein wie Zähneputzen. Keiner von uns denkt mehr darüber nach, ob er wirklich seine Zähne putzen soll – wir machen es einfach.“

 

So in Fleisch und Blut übergehen müsse auch die tägliche Bewegung. Denn, so Müller-Wohlfahrt, „der Krankmacher Nummer eins hat einen hässlichen Namen: Hypokinese – Bewegungsmangel.“ Die meisten Menschen betrachteten Bewegungsmangel noch „schicksalsergeben als typische Zivilisationskrankheit“. Der Arzt: „Viele tun noch immer so, als könnten sie nichts dagegen tun.“ Aber: „Als Bewegungsmuffel sind wir eine Fehlkonstruktion. Das ist eine Tatsache. Der Mensch ist zur Bewegung geboren. Bewegung ist Leben und Leben ist Bewegung. Bewegung ist eigentlich ein Urinstinkt.“

Bewegung 3: Nicht sitzen, sondern der aufrechte Gang ist das Ziel

Doch ist das Sitzen wirklich so gefährlich? Warum macht es uns krank? Sitzen ist doch die erste Körperhaltung, die ein kleiner Mensch nach seiner Geburt lernt. Wenn das Baby erst mal sitzen kann, geht es aufwärts mit seiner Entwicklung.

 

Das stimmt. Ziel aber ist der aufrechte Gang, den ein Kind mit ungefähr einem bis eineinhalb Jahren erlernt hat. Danach sollte Sitzen eigentlich die Ausnahme sein. Sitzen diente Jahrtausende hindurch nur dazu, um auszuruhen, zu verschnaufen, zu essen. Das aufrechte Gehen ist die dem Menschen angemessene Form des Daseins. Auf diese Bewegung ist sein Organismus eingestellt.

 

Auch wenn Sitzen hin und wieder etwas durchaus Angenehmes ist, als Unterbrechung des Gehens, eine Pause zum Verweilen, Nachdenken, Lesen und für geistige Arbeit. Das Gefühl sich fallen zu lassen, in den Sessel zu gleiten, kann eine echte Wohltat sein. Wer allerdings schon mal 12, 14, 20 und mehr Stunden im Flugzeug gesessen hat, der weiß, dass Sitzen auch Qual sein kann und das Gehen danach wie eine Befreiung wirkt. Die Dosis macht auch hier das Gift. Bewegung ist das Lebensmittel schlechthin. Ohne Bewegung ist nur der Tod.

Bewegung 3: Sitzen, eine nicht artgerechte Haltung des Menschen 

Anhand der Fakten muss man also feststellen: wir sind alle verkümmerte Lauftiere. Unsere Wirtschafts- Produktions- und Lebensweise hindern uns am Gehen. Prof. Gerhard Huber vom Institut der Sportwissenschaft an der Universität Heidelberg sagt: „Der Mensch ist eigentlich gedacht für Bewegung und Sitzen ist etwas, was man analog zum Tierschutz als eine nicht artgerechte Haltung des Menschen bezeichnen muss. Allerdings ist Sitzen eben auch sehr bequem.“

 

Bequem vielleicht, aber eben auch ungesund. Warum das so ist, darauf versucht auch Thilo Spahl, Diplom-Psychologe, Wissenschaftsautor mit Schwerpunkt Lebenswissenschaften eine schlüssige Antwort. Er setzt Bequemlichkeit mit Unterforderung gleich: „Bis zur Erfindung des Bürojobs waren praktisch alle Menschen und alle unsere tierischen Vorfahren über hunderte von Millionen von Jahren täglich viele Stunden körperlich aktiv." Heute, so Spahl, sei  dagegen Sitzen die Hauptbeschäftigung, und unser Körper dadurch „chronisch unterfordert".

Bewegung 3: Unterforderung macht uns krank

Und diese Unterforderung, macht krank. Im Schnitt sitzt ein Erwachsener heute mindestens acht Stunden am Tag. Ein Großteil der Bevölkerung  sogar mehr als elf Stunden: Acht Stunden im Büro, den Rest im Auto, beim Essen, vor dem Fernseher. Die sozialen Netzwerke tragen auch ihr Teil dazu bei: Statt Freunde zu besuchen bekommen z. B. Facebook-Nutzer ganz bequem und online immer mehr davon, aber mit ihnen kommunizieren sie dann auf ihren Smartphones – meist im Sitzen.

 

So ist es auch kein Wunder, dass gerade die nachwachsenden Generationen, deren Leben in hohem Maße elektronisch und online organisiert ist, ganz besonders unter der Unterforderung ihres Körpers leiden. Oft sind heute Kinder bereits fetter als ihre Eltern und sogar langsamer in ihren körperlichen Aktivitäten. Kinder seien etwa um 15 Prozent weniger fit als ihre Eltern in deren Jugend. Beim Laufen einer Meile (etwa 1,6 Kilometer) bräuchten Kinder heute etwa anderthalb Minuten mehr Zeit als der Nachwuchs vor 30 Jahren.

Bewegung 3: Die Fitness von Kindern nimmt seit 40 Jahren kontinuierlich ab

Mit der Smartphone-Nutzung sind sie den Älteren weit voraus, aber sie haben weniger Ausdauer, sie sind langsamer beim Laufen, ihre Fitness geht in vielen Ländern zurück. Kinder sind körperlich chronisch unterfordert, weil sie sich Sport lieber auf dem Bildschirm ansehen, weil sie von den Eltern zum Schulbus gefahren und dort wieder abgeholt werden, nachdem sie fünf Stunden und mehr gesessen haben. Nachmittags und abends gibt es außer Hausaufgaben vor allem Computerspiele, Klicks in sozialen Netzwerken, Internet-Surfen und Fernsehen. Viele Kinder setzen immer mehr Fett an. Die Wahrscheinlichkeit, später an Herzkreislauf-Erkrankungen zu leiden, steigt durch solche Unterforderungen und Verfettungen dramatisch. Das ist das Ergebnis einer Analyse von 50 Studien aus 28 Ländern, darunter Deutschland. Die Zahlen wurden von Experten 2013 auf einem Fachkongress in den USA erstmals präsentiert. Demnach hat die Herzkreislauf-Fitness der Kinder seit 1975 kontinuierlich abgenommen, und zwar in jedem Jahrzehnt seither um fünf Prozent. Wenn jedoch ein junger Mensch schon nicht fit sei, dann steige die Wahrscheinlichkeit für Herzkreislauferkrankungen im späteren Leben dramatisch an, so der Gesundheitswissenschaftler Grant Tomkinson von der australischen Universität Adelaide. Übergewichtige Kinder weisen bereits überhöhte Blutdruckwerte, Stoffwechsel-Veränderungen und Veränderungen von Blutgefäßen auf, die als Frühform einer allgemeinen Atherosklerose angesehen werden müssen. Das berichtet PD Dr. Sandra Erbs (Universität Leipzig) auf der 81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie im April 2015.

Bewegung 3: Alterskrankheiten beginnen immer früher

Folgerichtig beginnen Alterskrankheiten heute schon viel früher. Weil Kinder sich so wenig bewegen, leiden sie  immer öfter an Rückenschmerzen. Bei dicken Kindern gehen oft auch feinmotorische Fähigkeiten verloren. Sie greifen beim  Bälle fangen daneben, können Stifte nicht gut halten oder sind nicht in der Lage ihre Schnürsenkel zu binden. Über die Hälfte der Jungen und ein Drittel der Mädchen schaffen es heutzutage nicht mehr, beim Vornüberbeugen mit den Händen den Boden zu berühren. Sie können auch keinen Purzelbaum schlagen. Andererseits ist erwiesen, dass fitte Kinder mit guter Feinmotorik bessere Zensuren schreiben – die körperliche Leistungsfähigkeit hängt demnach stark mit den kognitiven Fähigkeiten zusammen. Oder wie schon die alten Römer wussten: Mens sana in corpore sano - „ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“.

Bewegung 3: Krankheiten, die uns der alltägliche Bewegungsentzug beschert

ALZHEIMER: Weil durch Bewegungsmangel Hirnsubstanz mit zunehmendem Alter rascher abgebaut wird, steigt das Alzheimer-Risiko bei absoluten Bewegungsmuffeln dramatisch an. Die graue Substanz im präfrontalen Cortex, Hippocampus und Motorcortex geht zurück. Ab zehn Prozent Verlust der Gehirnsubstanz messen Forscher kognitive Beeinträchtigungen. Wer dagegen seinen Körper auf Trab hält, kann das Demenzrisiko insgesamt um ein Viertel reduzieren und das Alzheimerrisiko sogar knapp halbieren. Das ergab eine zusammenfassende Auswertung von 16 Studien (Metaanalyse), in denen bei insgesamt 164.000 Menschen der Zusammenhang zwischen ihrer körperlichen Aktivität und der Entwicklung einer Demenzerkrankung untersucht worden war. Schon regelmäßige Spaziergänge tragen dazu bei, das Gehirn im Alter fit zu halten. Ungefähr zwei bis vier Kilometer am Tag senken demnach das Demenzrisiko deutlich, sowohl bei Männern als auch bei Frauen.

 

DEPRESSION: Weil heute Menschen nachweislich viel mehr unter Stress stehen als noch vor ein zwei Generationen, wird im Körper auch mehr von dem Stresshormon Adrenalin produziert. Aber im Büro können Menschen selten Heldentaten vollbringen oder müssen durch die Gänge flüchten, wodurch das Adrenalin wieder abgebaut würde. Wenn aber Stress nicht in Bewegung umgesetzt wird, entstehen Muskelverspannungen, und die führen zu Rückenproblemen, Nackenversteifungen und Bandscheibenschäden. Wichtig ist es, durch Unterbrechungen des Sitzens, durch Bewegung, diese Anspannungen aufzulösen. Die Folgen sind aber auch psychischer Natur. Ängste, Depressionen und das Burnout-Syndrom greifen um sich.

 

DURCHBLUTUNG: Weil das Blut auf eine Muskelpumpe in den Waden angewiesen ist, damit  es zum Herzen zurückgeführt werden kann, bleibt es beim Sitzen zu lange in den Beinvenen. Die Folge sind mangelnde Durchblutung, verlangsamter Sauerstofftransport und Trägheit. Oft bleiben Blut und Lymphflüssigkeit in den Beinen „stehen“ – man spricht auch von Wasser in den Beinen – und es bilden sich Ödeme. Die Blutzirkulation kann bei mehrstündigem Sitzen regelrecht ins Stocken geraten. Die Fußgelenke schwellen an, die Venen werden übermäßig beansprucht und oft bilden sich sogenannte Krampfadern.

 

ATMUNG: Weil wir uns nicht bewegen, wenn wir zum Beispiel Stunde um Stunde in unserem Bürostuhl oder hinter dem Steuer sitzen, brauchen wir auch weniger Sauerstoff für unsere Energieproduktion in den Zellen. Die Atmung passt sich dem an und verlangsamt sich. Der ganze Stoffwechsel wird träge. Müdigkeit breitet sich aus. Wer sich dagegen immer wieder bewegt, dessen Atmung wird tiefer, die Lunge wird gestärkt und der gesamte Körper bis hinauf ins Gehirn  besser mit Sauerstoff versorgt. Auch der Blutfluss bis in die kleinsten Gefäße des Körpers ist durch viel Bewegung optimiert. Dadurch werden alle Organe gut mit Sauerstoff und Nahrungsenergie versorgt.

 

BLUTHOCHDRUCK: Weil Bewegungsmangel verhindert dass Stress abgebaut wird und weil das Stresshormon Adrenalin den Blutdruck hochtreibt, haben schätzungsweise 20 Millionen Menschen in Deutschland Bluthochdruck. Über sechs Millionen wissen es nicht, denn Betroffene fühlen sich oftmals trotz Hypertonie gesundheitlich wohl. Ungefähr sechs Millionen Patienten werden nicht ausreichend behandelt. (Angaben: Deutsche Hochdruckliga e.V.) Früher ging man davon aus, dass Bluthochdruck bei älteren Menschen normal ist. In Wahrheit zerstört er die feinen Endgefäße in so empfindlichen Organen wie den Nieren und in den Augen mit den Folgen von schweren Nieren- und Augenschäden.

 

DIABETES: Weil das viele Sitzen dazu führt, dass sich Muskeln gar nicht oder nur wenig bewegen, sprechen diese auch nur schlecht auf das von der Bauchspeicheldrüse in den Langerhansschen Inselzellen produzierte Hormon Insulin an. Es kann seine Wirkung nicht mehr am Zielort, den Zellmembranen entfalten, wo es den Zucker aus den Nahrungsmitteln zur Energieerzeugung bereitstellen soll. Die Folge: Der Zucker verbleibt im Transportmittel Blut und dort steigt die Zuckerkonzentration an. Dadurch werden Blutgefäße und Nerven geschädigt. Langfristige Folgen sind chronischer Diabetes mellitus, Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenschwäche, Netzhautschäden, Erektionsstörungen. In seinem Buch „Fit wie ein Diabetiker“ beschreibt Hans Lauber wie durch mehr Bewegung beim Laufen diese gefürchteten Spätfolgen vermieden werden können. Wenn nämlich das vom Körper gebildete Insulin durch Bewegung der Muskulatur wieder dort ansetzt, wo es seine Funktion auch ausüben soll, in der Zelle beim Zuckerabbau, dann bleibt die Blutzuckerkonzentration im Normbereich.

Bewegung 3:  Sitzen - das süße Gift, das uns sogar mit Krebs bedroht

KREBS: Weil langes Sitzen den Stoffwechsel verändert, steigt dadurch auch das Risiko für Krebserkrankungen. In den Zellen entsteht eine gewisse Unterfunktion, die Zahl der Mitochondrien nimmt ab, die Zellkraftwerke werden träge. Und das macht krank. Wer zu viel am Stück sitzt, erhöht sein Krebsrisiko. Dies ist u. a. durch eine aktuelle Studie der kanadischen Gesundheitsorganisation Alberta Health Services herausgekommen. Laut  Weltgesundheitsorganisation WHO gehen rund 30 Prozent der Krebserkrankungen in der westlichen Welt auf ungünstige Ernährung und vor allem auf Bewegungsmangel zurück. Wer zu viel sitzt, bekommt leichter Darmkrebs. Einer neueren Studie zufolge ist Bewegungsmangel die Ursache für zehn Prozent der Darmkrebsfälle. Und auch Brustkrebs wird in dieser Größenordnung begünstigt.

 

PROSTATABESCHWERDEN: Weil Männer beim Sitzen ihre Genitalien einzwängen, fehlt es an ungestörter Lymph- und Blutzirkulation, sowie an einer guten Belüftung. Darunter leidet nicht nur die Spermienqualität, sondern der gesamte Stoffwechsel im Genitalbereich wird gestört. Die Folge von langem Sitzen ( und auch Fahrradfahren), können sich auf die Enddarmregion und die Prostata sehr negativ auswirken.  Die Gefahren reichen bis hin zu einer Begünstigung von Prostatakrebs. Denn durch das Sitzen auf den Genitalien wird ein langanhaltender Druck aufgebaut, der das Organ permanent reizt und dazu führt, dass die Hälfte aller Krebsarten beim Mann in diesem Bereich entsteht.

 

RHEUMA: Weil die degenerativen rheumatischen Erkrankungen vor allem durch Bewegungsmangel und  Übergewicht verursacht werden, ist auch bei Erkrankungen dieses Fornenkreises langes Sitzen und körperliche Inaktivität in vielen Fällen ursächlich für die schmerzhaften rheumatischen Beschwerden.

 

OSTEOPOROSE: Weil Gelenkverschleiß und Knochenentkalkung (Knochenschwund) auch auf Bewegungsmangel zurückgehen, ist die hormonelle Umstellung von Frauen in der Memopause keineswegs allein an der starken Verbreitung von Osteoporose unter weiblichen Patienten schuld. Wenn Frauen weniger als vier Stunden am Tag auf den Beinen sind und stattdessen sitzende Tätigkeiten am Stück ausüben, steigt ihr Osteoporose-Risiko um 50 Prozent, wie eine englische Studie ergeben hat. Es gibt eine Reihe von Frühindikatoren, auf die die Studie hinweist. Wenn Frauen zum Beispiel sich ohne Hilfe ihrer Arme nicht aus einem Stuhl erheben können, weil ihre Muskulatur bereits unterentwickelt ist, haben sie ein hohes Risiko, an Osteoporose zu erkranken.

 

KOPFSCHMERZ: Weil langes Sitzen oft zu Verspannungen im Nackenbereich und in der Muskulatur des Halses führt, kann es dadurch zu heftigen Kopfschmerzen kommen. Die Muskelverspannungen können sich bis hinauf in den Kopf fortsetzen und dort die Schmerzen verursachen.  Außerdem verflacht die Atmung, wenn man sich längere Zeit nicht bewegt, sondern nur sitzt. Dadurch wird auch das Gehirn schlechter mit Sauerstoff versorgt, was ebenfalls Kopfschmerzen auslösen kann.

Bewegung 3: Unser Herz ist für Bewegungsentzug nicht programmiert

HERZKRANKHEITEN: Weil im Sitzen u. a. auch weniger Fett verbrannt wird, geht man davon aus, dass es sich in Form von Blutfett auch an den Herzkranzgefäßen ablagern kann. Damit begünstigt die sitzende Lebensweise auch Herzkrankheiten. Eine Studie der Universität von Queensland (Herston/Australien) ergab: je mehr Zeit Menschen im Sitzen zubringen, umso mehr Risikofaktoren für  Herz- Kreislauferkrankungen werden sichtbar. Vor allem das schädliche Cholesterin LDL nimmt zu, während das günstige HDL zurückgeht. Prof. Bernhard Schwaab von der Deutschen Herzstiftung warnt: Auch wer pro Tag eine halbe Stunde Sport treibt und ansonsten sitzend tätig ist, lebt gefährlich und bringt vor allem sein Herz in Gefahr.

 

ÜBERGEWICHT: Weil auch der Mensch dem Gesetz der Thermodynamik unterliegt, wird alles, was er sich an Nahrungsmolekülen oben hineinstopft, in Energie umgewandelt. Das kann Bewegungsenergie sein, wenn er sich denn bewegt, oder Wärme oder die Energie kann auch in die Produktion von Reservestoffen gehen, wie Fettpolstern auf Hüften, Bauch und Po. Es bleibt jedenfalls dem thermodynamischen Gesetz zufolge nichts übrig. Die Energiebilanz ist immer ausgeglichen. Prof. Froböse drückt es so aus. „Wenn ich viel zuführe, muss ich auch viel umsetzen. Und das kann ich nur über Bewegung.“ Alles, was nicht verbraucht wird, landet in den Polstern und Rettungsringen des Körpers. Und wer abnehmen will, „muss immer einen höheren Verbrauch haben als Zufuhr“, so Froböse, „sonst nehme ich nicht ab“. – Wer sitzt und isst wird dick, das kann man nicht nur leicht erklären, sondern auch landauf, landab beobachten. Weltweit sterben jedes Jahr rund 35 Millionen Menschen an den Folgen des Übergewichts.

 

VERDAUUNGSPROBLEME: Weil unsere Verdauungsorgane nur dann reibungslos funktionieren, wenn sie bewegt werden, bestehen die Werbeblocks im Fernsehen immer zu einem Gutteil aus Reklame für Abführtropfen und Abführpillen. Denn wir sitzen, und die Verdauungsorgane werden eben nicht bewegt. Beim Sitzen werden sie im Gegenteil zusammengepresst. Wer sich bewegt sorgt dafür, dass das riesige Verdauungsorgan Darm ständig hin- und hergewälzt und massiert wird. Die Peristaltik, die unsere aufgenommenen Nahrungsmittel bis zum Ausgang befördert, wird angeregt und funktioniert ganz natürlich. Wer sitzt erreicht genau das Gegenteil und die Bewegungen ebben ab. Bis nichts mehr geht.

Bewegung 3: Es macht keinen Sinn, sich Bequemlichkeit schönzureden

FAZIT: Weil Leben ohne Bewegung nicht stattfinden kann, hat es auch keinen Sinn, sich Bequemlichkeit schön zu reden. Sie ist in höheren Dosen lebensgefährlich. Wer täglich sechs Stunden am Stück sitzt, schadet seinem Körper und seiner Seele. Er verkürzt seine Lebenserwartung deutlich. Gegenüber Menschen, die nicht zu Dauersitzern geworden sind und nur etwa drei Stunden am Tag auf den Allerwertesten niedergelassen verbringen, nimmt die Sterberate um 20 Prozent zu. Bei Frauen steigt diese Rate sogar auf 40 Prozent. Zu diesem Ergebnis kam eine über 14 Jahre laufende Untersuchung mit mehr als 120.000 Menschen. Wer sogar neun oder elf oder mehr Stunden pro Tag sitzt, muss mit einem noch früheren Tod rechnen.

 

Die Sitzkrankheit hat uns am Wickel. Und es gibt noch immer nur Warnhinweise auf Zigarettenschachteln, nicht auf Sitzmöbeln. Fairerweise muss man allerdings sagen: das Rauchen kann man sich abgewöhnen, mit dem Sitzen ist es in unserer Welt und vor allem der Arbeitswelt im Büro, nicht ganz so einfach. Aber es muss Lösungen geben. Denn wer will schon am süßen Gift der Bequemlichkeit frühzeitig sterben? 

Wird fortgesetzt


Bisherige Folgen:

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Bequemerio (Montag, 15 Februar 2016 12:52)

    Guten Tag,

    ich habe herrausgefunden, dass wenn man bequem sitzt, nicht sterben kann.
    Stellen Sie sich einmal vor, dass wenn man bequem sitzt, nicht sterben kann.
    Zum Beispiel wenn Sie einen Schlaganfall im bequemen Sitzen bekommen, sitzen Sie ja daraufhin nichtmehr bequem. Die Schmerzen die Sie durch das alltägliche Sitzen bekommen, kommen daher, da Sie nicht bequem sitzen.
    Ich bitte Sie Ihre selbstverfasste und erlogene Theorie zu aktualisieren und Sie auf den Stand meines Wissens und meiner Fakten zu bringen.

    Mit freundlichen Grüßen,
    das Sitzkomitee