Als das Leben einst entstand, offenbarte es sich als Bewegung. Biomoleküle waren vor über drei Milliarden Jahren schon auf der Erde vorhanden, aber sie waren nicht lebendig: Es gab Wasserstoff, Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Schwefel, Phosphor. Doch erst als diese Substanzen begannen, biochemisch zu interagieren, fingen sie an sich zu bewegen. Es kam zu Stoffwechselvorgängen und es wurde Leben.
Warum es geschah, wissen wir nicht, aber es begann mit Bewegung. Vor Milliarden von Jahren entstand eine intelligente Membran, ein mikroskopisch kleines Häutchen, das eine halbdurchlässige Grenze bildete, die einen winzigen Raum umhüllte, eine Zelle. Und diese Membran begann zu unterscheiden was hereinkommt und was hinaus muss. Für Forscher wie den britischen Biologen Stephan Harding steht fest: Die Intelligenz einer Zelle liegt nicht so sehr in der DNA, sondern in ihrer Membran, die diese Entscheidungen über den In- und Output trifft und die dafür sehr intelligent sein muss.
Das Leben startete vor 3,8 bis 3,9 Milliarden Milliarden Jahren mit Stoffwechsel und ist seither unablässig in Bewegung
Rein, raus - umgebaut, in andere Aggregatszustände gewechselt – damit begann die Produktion von Energie, daraus entwickelte sich jedwede Bewegung der Biomoleküle, und damit startete das Leben. Seither ist Stoffwechsel Trumpf, ab diesem Zeitpunkt vor Jahrmilliarden gibt es Wachstum und Vermehrung. Die Evolution konnte beginnen. Mit der ersten Ein-Zelle einer Bakterie und ihrer intelligenten Membran fing alles an.
Leben ist seither in Bewegung. Ei und Samenzelle finden elektrisch gesteuert zueinander. Und wenn man dann sieht, wie junges Leben sich unablässig strampelnd bewegt, wie es bewegt werden will, wie einst im Mutterleib gewiegt, wenn man das Herumtoben staunend betrachtet und wenn man das Verebben und Erstarren im Alter registriert, dann wird sehr anschaulich, was Leben ist – es ist Bewegung, solange es existiert. Die Spanne aktiven Lebens ist gekennzeichnet durch eine Vielfalt an Bewegung.
Bewegung ist etwas geradezu Heiliges. Keine Bewegung ist nur der Tod.
Sie findet auch unablässig in uns und mit uns statt. Noch immer, wie zu Beginn vor 3,7 Milliarden Jahren, als sich die erste Membran etablierte und eine Zelle bildete, geht es in uns um Stoffwechsel und Energieerzeugung in unablässiger Bewegung. In uns brodelt die effizienteste Energieproduktion in Billiarden von Kraftwerken. Billiarden Feuer brennen in Billionen Zellen. Mitochondrien haben wir sie genannt. Es sind Bio-Motoren, Energie-Hochleistungs-Anlagen. Ohne sie und ihre Feuer kein Leben, keine Bewegung.
Erst kam die Intelligenz auf die Welt – und diese Intelligenz diktierte Bewegung, nämlich Input - Output. Mit Bewegung begann alles. Leben ist, wie zu zeigen war, immer Bewegung. Bewegung ist etwas geradezu Heiliges. Keine Bewegung ist nur der Tod.
Am Beginn stand also etwas Intelligentes. Im Volksmund gibt es die Formel „Dummheit frisst, Intelligenz säuft“. Weit zutreffender ist wohl: „Dummheit sitzt, Intelligenz bewegt sich.“ Oder, wie es Johann Gottfried Seume, Deutschlands berühmtester Fußgänger schon vor über 200 Jahren in seinen Apokryphen formulierte: „Faulheit ist Dummheit des Körpers, und Dummheit Faulheit des Geistes."
Weiterführende Lektüre:
(Wird fortgesetzt)
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Rüdiger Flesch (Freitag, 25 September 2015 19:11)
Hallo Herr Wagner, ich gratuliere Ihnen zu diesem interessanten Blog.
Es gibt keinen Anfang "der Bewegung". Strings, Elektronen bewegen sich, Atome in chemischen Reaktionen, Katalyse.... Alle Energien sind Vektorgrößen.. mit freundlichen Grüßen, RF
Hans Wagner (Samstag, 13 Februar 2016 22:38)
@Rüdiger Flesch: Vielen Dank für Ihren Kommentar. Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat mit meiner Reaktion, aber ich hatte immer gehofft, dass es doch eine Möglichkeit gäbe, um Ihnen direkt und persönlich zu antworten. Jetzt hat mich Jimdo endgültig überzeugt, dass das leider gar nicht geht. Also lieben Dank für den Besuch auf meiner Seite WagnersAusblick.de und einen ganz herzlichen Gruß. Und: Sie haben natürlich Recht!