Gestern war der 2. Welt-Sepsistag. Sepsis- die Blutvergiftung – so wurde bekannt, ist auch in unseren hygienischen Zeiten und in modernsten Kliniken noch immer eine tödliche Gefahr. Auf Intensivstationen ist sie sogar der Spitzenreiter des Todes.
Blutvergiftung (Sepsis) endet oft tödlich. Und sie kann jeden treffen. Den Schweizer Tatort-Kommissar Flückinger (Stefan Gubser) erwischte es kürzlich beim Segelurlaub in der Südsee. Er hatte sich mit einem rostigen Nagel am Arm verletzt und musste an Land ein Krankenhaus aufsuchen. Er bekam Antibiotika in hoher Dosis. Es war Rettung im letzten Augenblick, wie Medien berichteten.
Anlässlich des gestrigen 2. Welt-Sepsis-Tages wurden aufsehenerregende Zahlen bekannt. Die Sepsis (Blutvergiftung) ist auch in hoch entwickelten Ländern eine häufige Erkrankung, die noch sehr oft tödlich verläuft. Allein in Deutschland erkranken nach Daten des Kompetenznetzwerkes SepNet jährlich etwa 154.000 Patienten. Und 56.000 davon überleben die Erkrankung nicht. Auf Intensivstationen ist die Sepsis, die Blutvergiftung, Spitzenreiter des Todes. Die Infektion des Blutes ist sehr oft das Todesurteil. Weltweit stirbt alle vier Sekunden ein Mensch daran, Jahr für Jahr über 18 Millionen. Sepsis gilt in unseren vermeintlich so hygienischen Zeiten als „unterschätzte Gefahr“.
Wir Menschen und viele andere Lebewesen sind keine kompakten Individuen, sondern aus Billionen Einzelteilen zusammengesetzte Konglomerate. Wie wenig wir davon wissen, woraus wir wirklich bestehen und wodurch wir leben ist eines der am wenigsten bekannten Rätsel. Beim Menschen gilt zwar nur der Hirntod im medizinischen Sinn als „gesicherte“ Todesursache. Doch das ist meist lediglich die allerletzte Bestätigung. Der Tod kann überall im Organismus zuschlagen. Die Sepsis ist dabei eine der heimtückischsten Ursachen.
Wenn Bakterien, Viren oder Pilze in die Blutbahn gelangen, herrscht im Organismus Alarmstufe rot. Denn dann haben diese Mikroben bereits alle Sicherungseinrichtungen überwunden und stehen im Allerheiligsten des Lebens, jederzeit in der Lage sich auszubreiten und es auszulöschen. Ein Vorgang, der Ihnen normalerweise erst zusteht, wenn das Lebewesen bereits verstorben ist. In einem lebendigen Organismus ist die Blutbahn für Mikroben vollkommen tabu. Blutvergiftung – Sepsis – das ist der Super-GAU für gesunde Menschen nicht weniger als für Kranke und geschwächte.
Auslöser können, wie im Fall des Tatortkommissars, äußere Verletzungen sein, durch die Krankheitserreger ins Blut gelangen. Aber auch Verletzungen am Zahnfleisch, Mandelentzündungen, Blasenkatarrh oder Schnittverletzungen bei der Küchenarbeit können Eintrittspforten für gefährliche Erreger in die Blutbahn sein.
Erste Anzeichen einer Sepsis sind meist grippeähnliche Symptome wie Fieber, Schüttelfrost, Mattigkeit. Dazu kommt oft ein rasender Puls bei stark abfallendem Blutdruck. Blutuntersuchungen zeigen eine stark erhöhte Zahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Bei einer Sepsis entzünden sich in rasend kurzen Abständen innere Organe, sie schwellen an, der Kreislauf bricht zusammen. Schließlich wird die Blutgerinnung so stark, dass das Blut in den Adern kaum mehr fließen kann. Am Schluss versagen dann die Nieren, aber auch Leber, Lunge und Herz. (Multiorganversagen).
Bei Verdacht auf eine Sepsis zählt für die Patienten jede Minute. Ein durch Fieber und Schweiß verursachter Flüssigkeitsverlust muss durch Infusionen ausgeglichen werden. Der Blutdruck wird mit adrenalinhaltigen Medikamenten wieder hochgefahren und stabilisiert. Mit hochdosierten Antibiotika versucht man die bakteriellen Auslöser der Sepsis im Blut zu bekämpfen.
Die meisten Menschen wissen bis heute kaum etwas über die schier unglaubliche Zusammensetzung ihres Wesens. Das ist nicht nur eine der Ursachen dafür, weshalb wir uns selbst oft nicht verstehen. Sondern das stark eingeschränkte Bild, das wir von uns und unserem Organismus haben, führt zu Fehleinschätzungen im Krankheitsfall und macht selbst krank. Dazu: „Neben Ich“ – die drei größten Rätsel des Menschen.
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