Arved Fuchs und die Überschätzung des Willens

Seit Leni Riefenstahls Film „Triumph des Willens“ http://de.wikipedia.org/wiki/Triumph_des_Willens hat meines Wissens niemand mehr in Deutschland den menschlichen Willen so sehr verherrlicht wie Arved Fuchs. Der Abenteurer und Polarforscher behauptet allen Ernstes, der Wille allein sei „der Brennstoff“, der „das Vehikel Körper“ vorantreibe. „Wenn dieser Wille und damit der Brennstoff für den Organismus“ nicht vorhanden sei, so Fuchs, dann würde er sich „keine hundert Meter mehr weiterbewegen“.

Mit diesen Worten hat Fuchs das Scheitern der Südpolexpedition des Engländers Robert Falcon Scott und seiner Mannschaft im Jahr 1911/12 kommentiert. Anlass für den Kommentar war ein ZDF-Film zum 100. Jahrestag des Wettlaufs zwischen den Polarforschern Amundsen und Scott zum geographischen Südpol, den Amundsen bekanntlich gewonnen hat. In seiner Kommentierung verbreitete Fuchs die zitierten Behauptungen über den „Brennstoff des Körpers“. Sie blieben bislang unwidersprochen.

 

In meinem soeben erschienenen Buch "Neben Ich - wieviele sind wir wirklich?" habe ich jetzt diese abenteuerlichen Äußerungen widerlegt. Natürlich hat das etwas gedauert, denn ein Buch entsteht ja in der Regel nicht über Nacht. 

 

Jetzt ist es da. Im Kapitel "Ist der freie Wille eine Fiktion?" (Auszug hier: http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/?artikelID=20121007) habe ich die Fakten zurechtgerückt.

 

Insgesamt geht es in meinem Buch um das Ich unseres Körperkonglomerats, das aus Billionen von Bestandteilen zusammengesetzt ist, weshalb wir uns manchmal selbst nicht verstehen können. Um das Ich der Droge (warum sind Menschen in allen Kulturen irgendwie auf Droge?) und um unser Ich des Multiversums – wir sollen Kosmologen zufolge in unendlich vielen Kopien in unendlich vielen Universen leben).

 

Mit dem Erscheinen des 400 Seiten starken Paperbacks bin ich nun der erste, der dem Abenteurer Fuchs deutlich widerspricht. Unter Berufung auf namhafte Zellbiologen konnte ich darlegen, warum Scott es in Wahrheit nicht mehr schaffen konnte, aus der Eiswüste der Antarktis zu seiner Frau und seinem kleinen Söhnchen zurückzukehren. Der Wille dazu war schier übermächtig. Aber der Wille ist eben gerade nicht der Brennstoff für den Körper: „Der Wille kann zwar wollen – aber der Wille kann nicht können! - Der Brennstoff für das Können lag mindestens zwei Tagesmärsche von den entkräfteten Briten entfernt in einem eingeschneiten Depot.“ Die dort hinterlegten Vorräte an Fett, Zucker, Eiweiß wären dieser Brennstoff gewesen. Doch Scott und seine Männer waren bereits zu schwach, um das Vorratslager zu erreichen.

 

Der Triumph des Willens ist eine Fiktion

Und „wo der Brennstoff nicht verfügbar ist, büßt auch der Wille seinen viel bewunderten eisernen Glanz ein. Er erlischt ohne weitere Gegenwehr. Er muss erlöschen, wenn der wirkliche Brennstoff nicht mehr zur Verfügung steht, der ihn aufrechterhalten könnte“, so habe ich in meinem Buch die Tatsachen richtig gestellt.

 

Biochemisch betrachtet waren die unerreichbaren Vorräte der Briten ein riesiges Elektronenlager. Aus ihnen hätten die mikroskopisch kleinen Zellkraftwerke (Mitochondrien) in den Körpern der Männer um Scott reichlich Energie produzieren können, nämlich die „Universalwährung des Lebens“. Sie heißt Adenosintriphosphat (ATP). - Das ist der Brennstoff, nicht der Wille.

 

Diese Energie wäre jedenfalls der Brennstoff gewesen, der die „Vehikel“ der ausgemergelten Körper vielleicht noch befähigt hätte, das rettende Basislager an der Küste des antarktischen Kontinents zu erreichen. Mit dem Willen dagegen war es nicht getan. Er war am Ende machtlos. Als die Lebensenergie aus den Vorräten zu Ende ging, konnte den Briten kein Wille mehr helfen.

 

Der Triumph des Willens ist eine Fiktion. Arved Fuchs müsste es eigentlich besser wissen. Statt diesen Willen mit solch abenteuerlichen und frei erfundenen Behauptungen zu verklären und zum „Brennstoff“ hochzustilisieren, hätte er besser die mangelhafte Vorbereitung der Briten herausgestellt. Das hat zum Beispiel Reinhold Messner getan. Er sagte in dem ZDF-Streifen, dass die Engländer an ihren in der Planungsphase und beim Aufbruch gemachten Fehlern scheitern mussten. Messners Urteil: „Ihre Chance war gleich Null.“

 

Ohne die Lebensenergie ATP ist der Wille ein leeres Wort

Reinhold Messner hat die Situation so beschrieben: „Die Engländer waren völlig abgemagert und unendlich kälteempfindlich. Sie hatten keine Energie mehr, weil sie alles verbrannt hatten, was sie an Muskelmasse je besaßen.“ – Der Brennstoff war demnach alle. Und das war’s dann. Als er verbraucht war vermochte auch der stärkste Wille nichts mehr zu mobilisieren. Er war ohne die Lebensenergie der Zellkraftwerke nur mehr ein leeres Wort.

 

Der "eiserne Wille", so ein Leserbrief an mich vor wenigen Tagen, „ist ein sehr deutsches Thema. So haben wir den Ersten und den Zweiten Weltkrieg verloren. Der eiserne Wille sollte ja gerade dem arischen deutschen Blut eigen sein. Welche Hekatomben wurden dieser Ideologie geopfert.“

 

Bestellmöglichkeit für mein Buch: http://www.starkesleben.de/artikel/?id=39&t=Neben-Ich.-Wie-viele-sind-wir-wirklich?-Das-Buch,-das-weiter-fragt.

 

Rezension hier: Hier

 

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