Ausblick vom Staffelberg
Ausblick vom Staffelberg, dem Berg der Franken. Hier stand „Menosgada“, die antike keltische Hauptstadt am Obermain. Mehr Informationen durch Klick auf das Bild. Foto: privat
Hans Georg Wagner
Hans Georg Wagner

Was ich von mir zu wissen glaube und wie ich mich sehe:

 

Geboren bin ich auf einem Punkt der Erde, von dem aus der Blick sich weitet und auf Ferne trifft: auf der Frankenhöhe. Mein Kindheitstraum war es, mit einem Fuchswallach oder einem Eisenschimmel fortzureiten. Wie weit? Immer weiter.

 

1968 begann ich eine journalistische Ausbildung, obwohl ich Agrarwirtschaft und damit etwas ganz anderes studiert hatte. Die Berufswahl erfolgte aus Überzeugung, aus Neugier, aus Lust am Schreiben, die sich schon in Schulaufsätzen geregt hatte. Tageszeitungen, Fachblätter, Nachrichtenmagazine waren meine Medien, Reportagen und Hintergrundberichte mein Metier.

 

Mein umfangreichster Bericht „So leben die Chinesen heute“ erschien 1982 als Buch im Ullstein-Verlag. Der Beitrag entstand nach der ersten Öffnung Chinas unter Deng Xiaoping, als ich durch einen Glücksfall fast vier Wochen lang zwischen Schanghai, Peking und Guangzhou (Kanton) recherchieren und fotografieren konnte.

 

Meine gefährlichste Reportage war jene für die Illustrierte QUICK aus dem Jahr 1989, als ich einen DDR-Bürger aus Zerbst auf seiner Flucht über die ungarische Grenze nach Österreich begleitete. Erschossen haben uns die Grenzer in jener Nacht nicht, aber beinahe gefasst.

 

Mich interessiert seit eh und je, wie das Leben in seinem Innersten aussieht, wo es herkommt und wie es entstanden ist. Die Geschichte von Adam und Eva glaubte ich schon als Kind nicht. So habe ich der Kirche und ihren Dogmen früh den Rücken gekehrt.

 

Die moderne Hirnforschung neigt dazu, den Menschen allein vom Kopf her zu erklären. Das ist auch so ein Dogma. Aber der Mensch funktioniert - so wenig wie andere Lebewesen auch - nicht nur durch sein Gehirn. Jenen maximal 1,5 bis zwei Kilo Hirnmasse beim Menschen entsprechen ca. 2,5 Kilo Bakterienmasse im gesamten Körper. Und egal, welche der beiden „Massen“ ein Mensch verlöre, er wäre tot.

 

2012 habe ich den evolutionären Unterbau von uns Menschen in einem Buch mit dem Titel „Neben Ich – wieviele sind wir wirklich?“ beschrieben und analysiert. Ergebnis: Wir sind ein vielfältig zusammengesetztes Konglomerat aus Zellen, Bakterien und Ex-Bakterien, aus genetischen Erbstücken und uralten hormonellen Abhängigkeiten. Viel mehr als wir glauben, wird nicht in unserem Kopf, sondern in den Verdauungswegen entschieden, im „Bauchhirn“.

 

Ismen sind mir suspekt, von Katholizismus bis Vegetarismus. Wer glaubt, alles zu wissen, kann entweder nicht ehrlich oder nicht intelligent sein. Wer darauf besteht, das Richtige zu wissen, und andere dazu zwingt es zu tun, ist nicht selten wie seine ganze Lehre verbrecherisch.

 

Ich mag das Chaos des Waldes, Waldgänge, Waldnächte. Und noch immer drängt es mich zu schauen, was hinter den nächsten Bergen liegt, genau wie hinter all den Gebirgen von Fragen, die sich ein Leben lang vor uns auftürmen.

 

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